Zehlendorfer Hauskonzert Nr. 2
Impressionen-Bis, Kultur-Almanach von Christa Blenk
Goldberg-Variationen für Streichertrio
Als „Clavierübung bestehend aus einer Aria mit verschiedenen Veränderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen“ komponierte Johann Sebastian Bach 1741 die Goldberg-Variationen (BWV 988), das berühmteste Variationenwerk der Klavierliteratur im Barock. Der geneigte Musikliebhaber sieht heute beim Hören der Goldberg-Variationen Glenn Gould, wie er mit den Tasten Eins werdend spielt und vor sich hinsummt.
Das Hauskonzert Nr. 2 fand gestern Abend wieder im livestream aus Zehlendorf statt. Ganz allein im Wohnzimmer spielend und ohne das Publikum, das sonst immer um die Musiker herum sitzen durfte, wirkt diese großartige Komposition sehr viel intimer und in sich gekehrter. Der warme Streicherklang macht die Töne greifbarer und gediegener und sie kommen gezogener, transparenter und filigraner daher. Die beiden Interpreten Luiza Labouriau (Geige) und Martin Knörzer (Cello) kennen wir schon vom Pfingstsonntagskonzert und dem Glière-Programm. Mit von der Partie war heute noch der Bratschist Ulrich Knörzer, der zum Ensemble der Berliner Philharmonikern gehört.
Erst 1984 hat der Geiger Dmitry Sitkovetsky dieses Werk für ein Streichertrio umgearbeitet. Die Goldberg-Variationen setzen sich aus einer einleitenden Aria und 30 Abwandlungen eines beibehaltenen harmonischen Gerüstes in allen Tempi vom Grave bis zum Presto und in allen Formen vom Ariosos bis zur Fuge (Kanone, tänzerische Giguen, Fugetten etc.) zusammen. Gestern Abend haben die drei wunderbaren Virtuosen nach der Aria 15 Variationen gespielt und erneut mit der Aria das Konzert abgerundet. Die verbleibenden 15 Abwandlungen werden das Programm für das Hauskonzert Nr. 3 bilden. Wie schon beim letzten Mal, haben die Solisten das Publikum wieder in drei Sprachen durch das Programm geführt.
Zum Schluss holen wir uns auch schnell ein Glas Wein, um mit den Musikern virtuell anzustoßen und denken mit Freude an die Zeiten zurück, in denen nach den Konzerten eine Unterhaltung mit den Musikern und ein von der Gastgeberin vorbereiteter Imbiss den Abend perfekt abrundete. Wie schon der französische Gastronom Brillat Savarin meinte: „Jemanden einladen bedeutet, für das Glück des Gastes zu sorgen, solange dieser unter unserem Dache weilt.“
Aber: die Warmherzigkeit und Liebe zur Musik der Gastgeberin springt auch über das Internet auf das Publikum über. Sogar weit weg fühlen wir uns im musikalischen Zehlendorfer Wohnzimmer willkommen.
Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
Christa Blenk